Page 4 - Franz Ferch - Bilderwelt
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Vorwort

                                                                                                      Peter Krier

         n einem Rückblick auf sein Leben schreibt Franz Ferch:  So entstanden seine lebensgroße Bauernfiguren: Michael
       I„Ich habe das alles erreicht, was ein deutscher Künst-  Bartolf, der Siedler, Jungbauer, Brotschneider, Tennmann,
       ler hier in Temeswar, einer Provinzstadt, erreichen kann....  Wähler, Ährenprüfer und der Pflüger.
       Wenn ich woanders gelebt hätte, sagen wir in München     Ferch konnte Pinsel und Feder ausgezeichnet führen,
       oder Paris, so hätte ich etwas ganz anderes erreicht.“ Kunst-  auch eine Spachtel nahm er manchmal dazu, seine Wei-
       kritiker geben ihm Recht, er hatte das Talent und die Fä-  zenfelder, Feldblumen und die vom Wind geformten zer-
       higkeit, sich in die höhere Künstlerwelt einzubringen.   zausten Bäume sind naturgetreu wiedergegeben als Spie-
          Ferch hat zwei Kriege erlebt, er hat den Zusammen-  gelbilder der Banater Landschaft. Allein bei den Disteln
       bruch des Kaiser- und Königreiches erlebt, die Einglie-  hat er oft künstlerisch eingegriffen und dabei wunderbare
       derung in einen neuen Staat, den erfolgreichen Aufbruch  Bilder gezeichnet und farblich belebt. Nach seinem Erfolg
       seiner Landsleute in eine neue Zeit, die dann zur Kata-  bei der Ausstellung in Kronstadt (1938) konnte er sich an
       strophe werden sollte. Der Künstler hat Flucht und Karg-  der Marosch ein kleines Haus bauen. Von einem kleinen
       heit erlebt, den zwanghaften Aufbruch in die Ära des So-  Hügel aus sah er einerseits den dahinziehenden Fluss, auf
       zialismus, es wurden ihm aber auch Anerkennung und  der anderen Seite sah er im Sommer die sich wogenden
       Auszeichnungen zuteil und er ging letztlich unwillig, als  Weizenfelder, beim Malen sein Lieblingsthema.
       alter Mann, den Weg westwärts zurück, den die in sei-    Das Kunstwerk Ferchs bekannt zu machen, auch zu
       nem Hauptwerk am Donauufer bei Lagerfeuer Rasten-     dessen Erhalt beizutragen, ist Ziel dieses Katalogs. Ferch
       den vor 300 Jahren ostwärts gegangen waren. Er wurde,  wollte nicht, dass sein Werk in Museen liegt, es sollte in die
       wie Franz Heinz schreibt, Zeuge und Chronist der Deut-  Öffentlichkeit, unter die Menschen. Auch diesem Wunsch
       schen im Banat.                                       wollen wir nachkommen.
                                                                Der Künstler selbst schätzte, dass er ca. 600 Gemälde
       Ferchs Werk lässt sich thematisch und stilistisch nach sei-  mit verschiedener Technik gemalt hat. Davon konnten wir
       nem Lebensalter und der gesellschaftlichen Entwicklung  265 Gemälde des Meisters erfassen und in diesem Katalog
       gliedern. Als seine ausdruckstärksten Bilder gelten die mo-  veröffentlichen, darunter sind mehrere Bilder, die bisher
       numentalen Bauernbilder, die er während seines Aufent-  nicht öffentlich bekannt waren, wie z.B. seine beiden aus-
       halts in dem Maroschdorf Semlak gemalt hat. Er schreibt  drucksstarken Bilder zur Russlandverschleppung „Kennst
       über diese Zeit (1935-1936): Ich wollte Heimatbilder  mich net“ und „Wann kommen Vater und Mutter“. An-
       malen, aber nicht solche wie Stefan Jäger sie malte. Et-  dererseits konnten mehrere seiner bekannten und wich-
       was Neues sollte es sein: den Banater Bauern, den deut-  tigen Bilder nicht mehr gefunden werden.
       schen Menschen im Banat, einfach und doch monumen-       Dank allen, die uns ihre Ferchbilder zur Erfassung über-
       tal sollten diese Menschen dargestellt werden.        lassen haben oder uns in anderer Weise geholfen haben.

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